Transformation und Utopien in einer komplexen Welt

Gesellschaftliche Debatten sind heutzutage voller expliziter Wünsche nach transformativem Wandel. Viele von ihnen betreffen verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit, den generellen Wunsch, die Gesellschaft in einen Zustand zu transformieren, in dem sie ohne fossile Ressourcen auskommt, in dem die Biodiversität nicht mehr schwindet – und in dem es mehr Menschen gleichermaßen gut geht. Mit diesem Wunsch gehen oft mehr oder minder konkrete Vorstellungen einher, wie der erwünschte gesellschaftliche Zustand auszusehen hat – es sind Zukunftsbilder oder Utopien. Die Frage stellt sich: Sind solche Zukunftsbilder sinnvoll oder gar hilfreich?

Weiterlesen »

Diversität auf dem Acker geht nicht ohne Diversität auf dem Teller

An die Landwirtschaft werden hohe Anforderungen gestellt. Neben ihrer traditionellen Rolle als Quelle von Lebensmitteln soll sie auch Rohstoffe für die Bioökonomie (Bioenergie, Biomaterialien) liefern, zum Biodiversitäts- und Klimaschutz beitragen, die Gewässer sauber halten, Kulturlandschaften erhalten und pflegen. Mit anderen Worten: sie soll multifunktional werden. Und das alles, während sie mit Klimawandelfolgen, insbesondere Trockenheit, zurecht kommen muss. Eine zentrale Rolle spielen hierbei Fruchtfolgen, also die Abfolge verschiedener Pflanzen (Feldfrüchte), die auf einem Acker über die Jahre wachsen. Doch damit die Fruchtfolgen diverser werden können, muss sich das Konsumverhalten ändern.

Weiterlesen »

Von Wachstumsgrenzen, Preissignalen und britischer Kriegswirtschaft

Ulrike Herrmann sorgt in letzter Zeit für Kontroversen mit ihren teils als extrem empfundenen Thesen zur Klimakrise und Wachstumsgrenzen. Kürzlich erschien in den Blättern für deutsche und internationale Politik (die ich abonniere) ein Text von ihr: Raus aus der Wachstumsfalle: Wie wir mit der britischen Kriegswirtschaft die Klimakrise bewältigen können. Der Beitrag basiert auf ihrem kürzlich erschienenen Buch Das Ende des Kapitalismus. Da ich Teile der Diagnose von Frau Herrmann teile, ihren Therapievorschlägen aber nicht viel abgewinnen kann, möchte ich den Blätter-Beitrag etwas näher diskutieren.

Weiterlesen »

Förderung von Carbon Farming: Eine sinnvolle Strategie?

In zahlreichen aktuellen politischen Dokumenten liest man, wie wichtig Carbon Farming als eine sogenannte Negativemissionstechnologie sei. Da Negativemissionen (also Prozesse, die der Atmosphäre Treibhausgase entziehen – genau das Gegenteil dessen, worin wir Expert:innen sind) laut Modellrechnungen zur Erreichung von Klimazielen unentbehrlich sind, ist das nur verständlich. Doch die Frage stellt sich, wie zielführend bzw. aussichtsreich verschiedene Ansätze zur Förderung von Carbon Farming sind.

Weiterlesen »

Das Greenpeace-Dilemma

Nein, dies ist kein Beitrag speziell über Greenpeace. Die Organisation ist ein besonders prominentes Beispiel für das Phänomen, dem ich mich widmen möchte, und wir haben eine Geschichte miteinander – doch ist Greenpeace mitnichten das einzige Beispiel für das besagte Phänomen. Ganz im Gegenteil, das Phänomen ist in der Umweltbewegung recht verbreitet. Es ist die Tendenz, Umweltprobleme unzulässig zu vereinfachen, damit die eigene Botschaft eine Chance hat, in der breiten Öffentlichkeit anzukommen.

Weiterlesen »

Verbote oder Anreize?

In den politischen Debatten um Nachhaltigkeit (Klimaschutz, Artenschutz…) in Deutschland wird der Partei, die seit ihrer Gründung mit diesem Themenkomplex assoziiert wird, den Grünen, öfters vorgeworfen, sie seien eine „Verbotspartei“. Auch wenn dies in Einzelfällen überzogene Rhetorik sein mag, ist es doch augenscheinlich, dass in den besagten Debatten häufig argumentiert wird, als wären Verbote bzw. das Ordnungsrecht das einzige probate Mittel der Umweltpolitik. Dabei gibt es zahlreiche Gründe, Anreize dem Ordnungsrecht vorzuziehen oder zumindest ergänzend zu nutzen.

Weiterlesen »

Nachhaltiger Konsum: Exit oder Voice?

Es ist keine neue Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit umfassender Änderungen in Konsummustern bedarf. Eine entscheidende Frage dabei: wie sollte man diese Änderungen herbeiführen? Zwei Optionen stehen grundsätzlich zur Debatte, die oft in scharfen entweder–oder-Kategorien diskutiert werden – individuelle Konsumentscheidungen sowie Veränderungen in den Rahmenbedingungen (Verbote, Anreize etc.). Viele Konsument:innen gehen bereits den Weg der individuellen Konsumentscheidungen und versuchen, auf problematische Produkte zu verzichten oder sie durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen. Damit geht oft die Aufforderung an die Umgebung einher, es ihnen gleichzutun. Doch ist das eine zielführende Strategie?

Weiterlesen »

Warum ich mich hinsichtlich globaler Studien geirrt habe (teilweise)

Ich hatte schon immer eine recht tief sitzende Skepsis gegenüber globalen Betrachtungen im Bereich der Umweltforschung – sei es das sehr einflussreiche Konzept planetarer Grenzen, globale Analysen von Umweltpolitik, ähnlich groß angelegte Modellierungsstudien oder Costanzas berühmte (und unsinnige) „ökonomische“ Bewertungsstudie der Biosphäre. Stattdessen plädierte ich immer für die weniger größenwahnsinnigen, weniger Nature- oder Science-trächtigen, dafür deutlich detailreicheren und weniger mit problematischen Annahmen behafteten, kontextspezifischen lokalen und regionalen Betrachtungen. Diese machen auch den Großteil meiner eigenen Forschung aus. Und doch komme ich zunehmend zu dem Schluss, dass globale Betrachtungen keineswegs verzichtbar sind – ganz im Gegenteil, all ihren Problematiken zum Trotz sind sie zwingend notwendig. In einer global vernetzten Welt kommt man nicht um sie umhin – allerdings muss klar sein, was sie leisten können und was hingegen kleinerskaligen Studien überlassen werden sollte.

Weiterlesen »

Klimaschutz und Klimaanpassung sind keine Substitute

In den Debatten nach den verheerenden Hochwasserereignissen in diesem Juli stieß man gelegentlich auf das (teils implizite) Argument, dass die Betonung der notwendigen Anpassung an den Klimawandel den Klimaschutz als politisches Ziel unterminieren könnte. Das ist politisch-praktisch möglicherweise nicht ganz falsch, doch eigentlich ist die mit diesem Argument implizierte Substituierbarkeit zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung ein gefährlicher Fehlschluss. Man kann weder Klimaschutz durch Klimaanpassung ersetzen, noch andersherum, jedenfalls nicht in nennenswertem Maße.

Weiterlesen »

Klimaschutz, der Umweltökonomik Traum

Der Klimawandel ist zweifellos eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen heute. Nichtsdestotrotz ist er mitnichten die einzige, nicht unbedingt sogar die größte, selbst wenn man sich auf Umweltherausforderungen beschränkt. Daher mag verwundern, warum die Umweltökonomik gerade dieser speziellen Herausforderung so viel Aufmerksamkeit schenkt, verglichen beispielsweise mit dem Biodiversitätsschutz (so jedenfalls meine Wahrnehmung). Der Grund, so scheint es mir, liegt darin, dass der Klimawandel ein Problem ist, das sich extrem gut in mainstream-ökonomischen Kategorien ausdrücken lässt – während das auf Biodiversität kaum zutrifft.

Weiterlesen »