Klimaschutz, der Umweltökonomik Traum

Der Klimawandel ist zweifellos eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen heute. Nichtsdestotrotz ist er mitnichten die einzige, nicht unbedingt sogar die größte, selbst wenn man sich auf Umweltherausforderungen beschränkt. Daher mag verwundern, warum die Umweltökonomik gerade dieser speziellen Herausforderung so viel Aufmerksamkeit schenkt, verglichen beispielsweise mit dem Biodiversitätsschutz (so jedenfalls meine Wahrnehmung). Der Grund, so scheint es mir, liegt darin, dass der Klimawandel ein Problem ist, das sich extrem gut in mainstream-ökonomischen Kategorien ausdrücken lässt – während das auf Biodiversität kaum zutrifft.

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Ist die Ökonomik demokratiefeindlich?

Der Mainstream-Ökonomik wird einiges angehängt – von Imperialismus bis zu Wachstumsfetischismus. In Deutschland streiten seit einigen Jahren das Netzwerk Plurale Ökonomik und der Verein für Socialpolitik darüber, welche dieser Vorwürfe inwiefern berechtigt sind. Ein „klassischer“ Zankapfel ist die vermeintliche Obsession der neoklassischen (also: Mainstream-)Ökonomik1 mit (allokativer) Effizienz – den Kritiker*innen zufolge vor allem zulasten distributiver (d. h. Verteilungs-)Fragen. Ich möchte mich einer etwas anderen Frage widmen, die ebenfalls mit der Effizienz-Fokussierung zusammenhängt: ist die (Mainstream-)Ökonomik demokratiefeindlich?

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Für einen flexiblen und kontext-sensiblen Homo oeconomicus

Der Homo oeconomicus ist der Albtraum von Kritikern der Mainstream-Ökonomik. Er sei realitätsfern, maskulin, grundkapitalistisch, unethisch, amoralisch, myopisch und einiges mehr. Dieser der Paläoanthropologie unbekannte Vertreter der Hominiden gilt wahlweise als das Verhaltensmodell oder das Menschenbild der Mainstream-Ökonomik. Kaum ein Element des Theoriegebäudes Letzerer gilt in den Augen der Kritiker mehr abgeschafft als der arme Homo oeconomicus. Zu Recht?Weiterlesen »

Ist die Ökonomie eine Wissenschaft?

Darum, ob die Ökonomie eine Wissenschaft sei, streiten sich schon immer die Geister. So akademisch diese Frage erscheint, so wichtig kann sie in der Praxis sein – es ist nun mal so, dass man in unserer Gesellschaft als Wissenschaftler eine Art Sonderstatus genießt. In Deutschland, wo man immer wieder auf Klingelschildern „Dr.“ oder „Prof. Dr. Dr.“ sieht und Minister gestürzt werden, weil sie des Prestige wegen um jeden Preis einen Doktortitel haben wollten, merkt man dies besonders deutlich. Aber auch aus rein „akademischem“ Interesse ist die Frage nach dem Wissenschaftsstatus der Ökonomie durchaus spannend – zumal man sich bei ihrer Beantwortung klar machen muss, was eigentlich Wissenschaft ist und was die Ökonomie ausmacht. Beides ist bei Weitem nicht trivial.Weiterlesen »

Economists vs. Economics by Dani Rodrik – Project Syndicate

Criticism of economics – for hubris, neglect of social goals beyond incomes, excessive attention to formal techniques, or failure to predict major developments such as financial crises – has usually come from outsiders, or from a heterodox fringe. But lately it seems that even the field’s leaders are unhappy.

Quelle: Economists vs. Economics by Dani Rodrik – Project Syndicate

Die Leiden des jungen VWLers

Aus meiner Erfahrung von insgesamt 6 Jahren VWL-Studium (3,5 Jahre Bachelor im Nebenfach, 2,5 Jahre Master im Hauptfach) kann ich nur verstehen, wieso es immer mehr Rufe nach einer pluralen oder, wie manche es nennen, postautistischen Ökonomik gibt. Und auch wenn ich finde, dass die Kritik an der sog. „Mainstream-Ökonomik“ oft verfehlt ist (wie z. B. in diesem Fall), so gehe ich davon aus, dass das Gefühl, im Studium viel zu wenig Interessantes/Wichtiges gelernt zu haben, nicht nur mein Problem oder das meiner alma mater ist. Daher denke ich, dass mein folgender „Leidensbericht“ auch auf WiWi-Institute vieler anderer Unis übertragbar ist.Weiterlesen »

Was ist ökonomische Bewertung eigentlich (nicht)?

In meiner Doktor-Arbeit, die ich am Department Ökonomie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig schreibe, befasse ich mich mit der Frage, wie man mit dem „Bewertungsobjekt“ Biodiversität sinnvoll umgehen kann. Es geht also um ökonomische Bewertung von Umweltgütern im Allgemeinen bzw. von biologischer Vielfalt im Speziellen. Eine der interessantesten Fragen, auf die ich dabei bisher gestoßen bin, ist gleichzeitig die grundlegendste: Was ist ökonomische Bewertung eigentlich? Was macht sie aus? Wodurch unterscheidet sie sich von nicht-ökonomischen Bewertungen? Was heißt überhaupt „ökonomisch“?Weiterlesen »

„Das kommt drauf an…“ oder Der Ökonomie Drang zur mathematischen Exaktheit

In einer Vorlesung irgendwann im Bachelor-Studium verkündete einer meiner Professoren uns Studenten (es ging um die ungedeckte und die gedeckte Zinsparität), dass wir gerade eine seltene Begegnung mit einem ökonomischen Modell hätten, das die Realität korrekt widerspiegele. Es war einer der wenigen Momente in meinem VWL-Studium, in dem ein Professor grundsätzliche Zweifel an der ökonomischen Theorie aufkommen ließ. Insbesondere an ihrer mathematisch feinen, doch oft realitätsfernen Seite.Weiterlesen »