Vom ökonomischen Wert der Biodiversität zu deliberativen Bewertungsmethoden

Doktorarbeiten sind ein seltsames Ding – während der Promotion wird man häufig von Zweifeln geplagt, ob das, woran man da arbeitet, wirklich relevant/innovativ/etc. ist. Man tendiert also dazu, die Bedeutung der eigenen Arbeit zu unterschätzen. Dann ist die Arbeit fertig, man verteidigt sie und befindet sich kurzzeitig im siebten Himmel – endlich ist es geschafft! Nach relativ kurzer Zeit weicht die Euphorie allerdings und man zweifelt wieder, ja man schämt sich womöglich dafür, was man da „zusammengebraut“ hat. Oder zumindest ging es mir und einigen meiner Kolleg*innen so. Lange habe ich mich gefragt, ob und was eigentlich an meiner Dissertation besonders war. Um dann festzustellen, dass ich sie einfach falsch betrachtet habe.Weiterlesen »

Aktuelles aus der eigenen Forschung

Ich habe beschlossen, mich in Übersetzung meiner Forschung in eine auch für Laien verständliche Sprache zu üben; daher werde ich von nun an auf diesem Blog zusätzlich zu den bisherigen, „halbgar-freischwebenden“ Aktivitäten meine eigenen Publikationen zusammenzufassen. Bevor ich diese „Publikationsreihe“ mit meiner letzten Veröffentlichung zu Amartya Sen und deliberativen Methoden ökonomischer Bewertung eröffne, hier ein paar Links zu bereits existierenden Besprechungen früherer Publikationen:

More to come…

Ökonomen vs. Naturschützer?

Die Debatte über die ökonomische Bewertung von Natur wird in Deutschland stark geprägt von der Auseinandersetzung zwischen den Umweltökonomen (sowie Vertretern anderer Disziplinen) von Naturkapital Deutschland – TEEB DE einerseits und der Heinrich-Böll-Stiftung andererseits. Besonders häufig wird diese Kontroverse zwischen zwei Personen ausgetragen: meinem Doktorvater und Leiter von Naturkapital Deutschland, Bernd Hansjürgens, sowie Barbara Unmüßig, Vostand der HBS. Auch ich habe mal an dieser Kontroverse teilgenommen. Doch zunehmend komme ich zu dem Schluss, dass, obwohl ich die HBS-Kritik oft überzogen und ungerechtfertigt finde, solche Scharmützel zu leicht vergessen lassen, dass man zumindest kurz- bis mittelfristig ähnliche Ziele verfolgt.Weiterlesen »

„You cannot manage what you cannot measure“?

„You cannot manage what you cannot measure“. Der Autor dieser Worte heißt Pavan Sukhdev, ist ehemaliger Manager der Deutschen Bank und derzeit Koordinator und Sprecher der TEEB-Initiative. TEEB steht für The Economics of Ecosystem and Biodiversity und ist ein recht umstrittenes internationales Projekt. Für manche ist es der Versuch zu zeigen, wie ökonomische Bewertung der Natur sinnvollerweise funktionieren kann. Für andere ist es die Quelle alles Bösen bzw. Terrible Economics, Ecosystems and Banking. Und die Behauptung, Naturschutz käme ohne Quantifizierung nicht aus, stößt vielen Naturschützern besonders sauer auf. Man reduziere die Natur auf zählbare, klar voneinander abgrenzende Einheiten, womit ihre inhärente Komplexität verkannt werde. Zudem sei die Quantifizierung der erste Schritt in der vermeintlich logisch zwingenden Kette Quantifizierung → Monetarisierung → Kommodifizierung → Privatisierung → Zerstörung.Weiterlesen »

Stop Killing Economic Valuation

Unter dem etwas reißerischen Titel verbirgt sich mein Kommentar zu einer von der Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlichten Kritik der ökonomischen Bewertung von Frau Jutta Kill. Leider ignorierte Frau Kill alle kritischen Kommentare in ihrer anschließenden Antwort und bezog sich lediglich auf die wohlwollenden… Wie dem auch sei, hier mein Kommentar nochmal, für die künftigen Generationen:

Let us start with the positive. Jutta Kill is right in pointing out that we are facing daunting ecological and social challenges that hit “places where those affected have contributed least to causing the crisis and where local livelihoods and ways of life are closely tied to – even an integral part of – the nature that is being destroyed.”Weiterlesen »

Hausschuhe vs. Teppiche

Es ist einfacher, deine Füße mit Hausschuhen zu schützen, als die ganze Erde mit Teppichen auszulegen.

Dieses etwas aus dem Kontext gerissene Zitat stammt aus dem schönen Büchlein Eine Minute Weisheit des Jesuiten Anthony de Mello. Ich habe es gewählt, weil es eine recht gute, pragmatische Antwort auf eine häufige Kritik ökonomischer Ansätze im Umweltschutz darstellt. Zudem passt es in seiner „Besinnlichkeit“ zur Weihnachtszeit. Einigen wir uns darauf, dass dies mein diesjähriger Weihnachts-Beitrag ist.Weiterlesen »

Ökonomisch = Märkte = Kapitalismus = Böse

Was ökonomisch ist, muss mit Märkten zu tun haben. Von Märkten ist es nicht mehr weit zum Kapitalismus, und dieser ist bekanntlich die Wurzel alles Bösen. So einfach kann man sich die Welt erklären – Vertreter der Heinrich-Böll-Stiftung tun dies regelmäßig. Ein aktuelles Beispiel ist das Discussion Paper Economic Valuation and Payment for Environmental Services: Recognizing Nature’s Value or Pricing Nature’s Destruction?, von einer gewissen Jutta Kill verfasst. Ich wurde dazu auserkoren, einen Kommentar dazu zu schreiben, was ich auch tat (eine Antwort der Autorin wurde angekündigt). Ich werde hier nicht den Kommentar zusammenfassen, würde aber gern auf die dem Kill-Text und vielen ähnlichen Publikationen zugrunde liegende „Logik“ eingehen, mit der ich nicht im geringsten einverstanden bin.Weiterlesen »

Warum Preisfixierung ökonomische Bewertung notwendig macht

Wir leben in einer sogenannten „Konsumgesellschaft“, in der Konsum sehr viele Funktionen spielt, jenseits der üblichen Befriedigung materieller Bedürfnisse. Konsumgüter sind Statussymbole, Einkaufen dient der Frustrationsbewältigung oder ist schlicht ein Mittel gegen Langeweile. Diese „Kultur des Konsumismus“ ist unschön und aus Sicht mancher Menschen unerwünscht. Ihre Ursachen sind unklar – viele suchen sie im ominösen Kapitalismus. Man könnte jedoch sagen: nun ja, wenn die Menschen es so wollen, sollen sie doch (ich bin nicht sicher, ob diese Herangehensweise korrekt ist, werde sie aber heute als Prämisse für weitergehende Ausführungen nutzen). Problematisch ist allerdings, dass kollektiver Konsumismus Folgen hat, die viele Menschen eigentlich gar nicht zu wollen scheinen – von Umweltzerstörung bis hin zum Verschwinden kleinskaliger Konsumoptionen („Tante-Emma-Laden“) zugunsten anonymer, rein verwertungsorientierter Konsumzentren. Ein Grund dafür ist, dass wir modernen Konsumenten extrem preisfixiert sind und andere Informationen über die gekauften Produkte und Dienstleistungen vernachlässigen. Und das wiederum bedeutet, dass ökonomische Bewertung durchaus sinnvoll sein kann.Weiterlesen »