Moralische Signifikanz des Artensterbens: eine Diskussion

Ich komme in letzter Zeit nicht wirklich dazu, hier etwas neues zu schreiben; möchte aber zumindest eine sehr interessante Diskussion wiedergeben, die ich gestern auf Facebook hatte, die sich um die Frage der moralischen Signifikanz des Artensterbens drehte. Ausgelöst wurde sie durch den Washington-Post-Beitrag von R. Alexander Pyron, We don’t need to save endangered species. Extinction is part of evolution, den ich unterstützend geteilt habe. Hier eine anonymisierte und leicht bearbeitete Wiedergabe der Diskussion:Weiterlesen »

Schützenswert ist das Individuum, nicht das Kollektiv

Seit einiger Zeit – spätestens, seit ich mich als Anthropozentriker deklariert habe – habe ich mir den Kopf zerbrochen darüber, wie dies mit meinem ethisch motivierten Vegetarismus in Einklang zu bringen ist. Die Lösung des Problems stellte sich als relativ banal heraus, hat aber interessante Konsequenzen auf anderen Gebieten: es geht letztlich um die Frage, ob Individuen oder Kollektive schützenswert sind.Weiterlesen »

Was kann einen Eigenwert haben?

Ich habe in meiner Arbeit recht viel zu tun mit Menschen, die allen möglichen natürlichen Entitäten einen Eigenwert zuweisen, die gern Naturschutz als Selbstzweck betreiben wollen. Wie bereits mehrfach angedeutet, bin ich derartigen Ansichten gegenüber recht skeptisch. Kürzlich wurde ich mit zwei besonderen Varianten des Physiozentrismus (sprich, der Überzeugung, dass nicht nur der Mensch einen intrinsischen, einen Eigenwert haben kann) konfrontiert, die mich stutzig gemacht haben – zum einen ging es darum, dass man Wildnis um ihrer selbst willen schützen sollte; zum anderen um den Schutz jeder noch so seltenen und ökologisch unbedeutenden Art. Beides erscheint mir mehr oder weniger absurd.

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Nationalparke vs. Biosphärenreservate: Welche Natur Natur sein lassen?

Ich kam kürzlich aus dem Feld zurück, wo ich in drei Fokusgruppen erfahren wollte, was Menschen im Thüringer Wald von Biodiversität und ihrem Wert halten. Als Aufhänger für die Diskussionen nutzte ich Vorschläge, im dortigen Biosphärenreservat neue Flächen unter Totalschutz zu stellen, um die Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu erfüllen. Das Credo der Bewohner des Reservats: Naturschutz und biologische Vielfalt, ja; Totalschutz, nein. Damit widersetzen sich diese Menschen nicht nur der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie, sondern auch dem obersten Grundsatz des deutschen Naturschutzes: „Natur Natur sein lassen.“Weiterlesen »

Was ist ökonomische Bewertung eigentlich (nicht)?

In meiner Doktor-Arbeit, die ich am Department Ökonomie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig schreibe, befasse ich mich mit der Frage, wie man mit dem „Bewertungsobjekt“ Biodiversität sinnvoll umgehen kann. Es geht also um ökonomische Bewertung von Umweltgütern im Allgemeinen bzw. von biologischer Vielfalt im Speziellen. Eine der interessantesten Fragen, auf die ich dabei bisher gestoßen bin, ist gleichzeitig die grundlegendste: Was ist ökonomische Bewertung eigentlich? Was macht sie aus? Wodurch unterscheidet sie sich von nicht-ökonomischen Bewertungen? Was heißt überhaupt „ökonomisch“?Weiterlesen »

Unwissen und der Wert von Biodiversität

„Biodiversität“ ist ein Begriff, der eine unglaubliche Karriere gemacht hat. Gibt es ihn doch erst seit 1986; gleichwohl stolpert man im Bereich der Umweltforschung und -politik dauernd über ihn. Oft wird dabei vom „Wert der Biodiversität“ gesprochen und geschrieben, wobei keine Einigkeit bezüglich der Frage herrscht, worin dieser eigentlich besteht. Dies ist der Ausgangspunkt meiner Doktorarbeit – auch wenn sie vor allem die Frage nach dem ökonomischen Wert von Biodiversität beantworten soll, musste ich mich durch einen sehr multidisziplinären Wust durcharbeiten und versuchen, ihn irgendwie zu systematisieren. Ergebnis: Der Wert von Biodiversität hat seine Hauptquelle in unserem Unwissen. Und vieles, was man sonst über ihn liest und hört, ist Blödsinn.Weiterlesen »

Was macht „Natur“ aus?

Vor einer Weile schrieb ich einen Text, der zunächst auf Umweltforsch veröffentlicht wurde, in dem ich den Anthropozentrismus verteidigt habe. Ich schrieb u. a., dass ich keinen anderen Ansatz sehe, mithilfe dessen man Naturschutz konsistent begründen könnte. Nun habe ich doch noch einen gefunden (was an sich nicht schockieren muss, weil ich kein Experte für Umweltethik und Naturschutzbiologie bin), und zwar in dem Buch What’s So Good About Biodiversity: A Call for Better Reasoning About Nature’s Value von Donald S. Maier. Das Buch ist zwar anstrengend geschrieben (es hat 500 Seiten, 250-300 hätten aber wahrscheinlich vollkommen gereicht, um den Inhalt verlustfrei zu vermitteln), aber Maiers Argumentation ist äußerst innovativ und zum Nachdenken anregend.Weiterlesen »

Einige Kontroversen zur Weihnachtszeit

Um das Weihnachtsloch zu überbrücken, bemüht man oft diverse best-of-Listen. Im ähnlichen Sinne möchte ich heute meine Meinung(en) zu ein paar kontroversen Themen zusammenfassen, über die ich auf dem Vorgänger dieses Blogs geschrieben habe. Gleichzeitig wäre damit die „ideologische Ausrichtung“1 des Letzteren skizziert, was vielleicht dem einen oder anderen Leser die Orientierung erleichtert.Weiterlesen »