In meinem letzten Beitrag diskutierte ich die vermeintliche Spannung zwischen Fairness und Effizienz bei (ergebnisorientierten) Agrarumweltzahlungen, einem ansonsten recht sinnvollen Instrument der Umweltpolitik. Den Studierenden in meiner Vorlesung Naturschutzökonomie an der Hochschule Anhalt verdanke ich nun den Impuls zu ein paar weiterführenden Gedanken zu dem Thema, die ich nun gern ausformulieren würde.
Weiterlesen »Schlagwort: Effizienz
Agrarumweltzahlungen: Fairness vs. Effizienz?
Eine der häufigsten Kritiken an der Ökonomik ist, dass sie das Kriterium der Effizienz überbetone und Fragen der Gerechtigkeit ignoriere. Tatsächlich trennen Ökonom*innen diese beiden Aspekte oft voneinander und meinen mitunter, Gerechtigkeit sei kein genuin ökonomisches Problem. Doch selbst wenn man Gerechtigkeit als Teil der ökonomischen Perspektive betrachtet, denkt man als Ökonom*in doch oft zuerst an Fragen der Effizienz – und damit an Knappheit und Zielkonflikte. Ein schönes Beispiel für die Spannung zwischen den beiden Kriterien durfte ich schon mehrmals mit Nichtökonom*innen im Kontext ergebnisorientierter Agrarumweltzahlungen diskutieren. Nun möchte ich diese Spannung heute etwas systematischer angehen.
Weiterlesen »Ist die Ökonomik demokratiefeindlich?
Der Mainstream-Ökonomik wird einiges angehängt – von Imperialismus bis zu Wachstumsfetischismus. In Deutschland streiten seit einigen Jahren das Netzwerk Plurale Ökonomik und der Verein für Socialpolitik darüber, welche dieser Vorwürfe inwiefern berechtigt sind. Ein „klassischer“ Zankapfel ist die vermeintliche Obsession der neoklassischen (also: Mainstream-)Ökonomik1 mit (allokativer) Effizienz – den Kritiker*innen zufolge vor allem zulasten distributiver (d. h. Verteilungs-)Fragen. Ich möchte mich einer etwas anderen Frage widmen, die ebenfalls mit der Effizienz-Fokussierung zusammenhängt: ist die (Mainstream-)Ökonomik demokratiefeindlich?
Carsharing und die Grenzen der Effizienz-Orientierung
Als umweltbewusster Mensch ohne antimodernistische Tendenzen finde ich die Idee des Carsharing großartig. Ich wollte nie wirklich ein Auto haben, kann es aber nicht leugnen, dass ich gern Auto fahre und dass es hin und wieder praktisch ist, auf eines zurückgreifen zu können. Innerhalb der Stadt braucht man es kaum und zum Reisen meistens auch nicht – aber es gibt eben Ausnahmefälle, sei es ein Urlaub in einer schwer zugänglichen Almhütte oder ein Baumarkt-Einkauf. Aus Sicht der Nachhaltigkeit scheint es also eine tolle Lösung, dass man bei Bedarf ein Auto mieten kann, ohne es besitzen zu müssen. Doch was in Theorie so rosig wirkt, ist in der Praxis leider nur ein Teil der Lösung – und zwar nicht unbedingt der einfachste.Weiterlesen »
Hollis Brown, Emissionshandel und Biodiversity Offsets
There’s seven people dead
On a South Dakota farm
Somewhere in the distance
There’s seven new people born
Als Bob Dylan vor mehr als 50 Jahren diese Zeilen schrieb (sie stammen aus dem Lied „Ballad of Hollis Brown“ von seinem 64er Album The Times They Are A-Changin’), war er sich sicherlich nicht dessen bewusst, dass sie mal als Einstieg in einen Blogbeitrag über Biodiversity Offsets dienen würden.Weiterlesen »
Die Grenzen der Effizienz
Wenn es einen Begriff gibt, der die ökonomische Perspektive (zumindest im Sinne der Mainstream-Ökonomie) besonders gut zusammenfasst, dann ist es wohl „Effizienz“. Und genau dieses Konzept wird der Ökonomie oft zum Verhängnis, wenn ihr vorgeworfen wird, dass sie die Effizienz zum allein relevanten Kriterium privater wie öffentlichter Entscheidungen erhebe. Doch eigentlich beruht dieser Vorwurf auf einem Missverständnis, und zwar sowohl seitens der Kritiker als auch der Ökonomen selbst.Weiterlesen »
Was ist ökonomische Bewertung eigentlich (nicht)?
In meiner Doktor-Arbeit, die ich am Department Ökonomie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig schreibe, befasse ich mich mit der Frage, wie man mit dem „Bewertungsobjekt“ Biodiversität sinnvoll umgehen kann. Es geht also um ökonomische Bewertung von Umweltgütern im Allgemeinen bzw. von biologischer Vielfalt im Speziellen. Eine der interessantesten Fragen, auf die ich dabei bisher gestoßen bin, ist gleichzeitig die grundlegendste: Was ist ökonomische Bewertung eigentlich? Was macht sie aus? Wodurch unterscheidet sie sich von nicht-ökonomischen Bewertungen? Was heißt überhaupt „ökonomisch“?Weiterlesen »