2022 war hier ein recht ereignisarmes Jahr (im Gegensatz zu der Welt da draußen). Schon allein deswegen möchte ich den „traditionellen“ Jahresrückblick nicht ausfallen lassen. Was geschah 2022 also?
Ohne diesen erschienen im gerade ablaufenden Jahr 10 Beiträge auf Skeptische Ökonomie – ein Allzeittief. Woran liegt es? Bei mir ist berufstechnisch das eine und andere passiert, wodurch meine Kapazitäten (Zeit, Intellekt) noch knapper wurden, als sie sowieso schon gewesen waren. Allen voran die Nachwuchsgruppe AgriScape, die zwar erst im August richtig losging, aber einiges an Aufwand bereits im Vorfeld verursachte. Dazu so viele Dienstreisen, wie noch nie in meiner Karriere – schon gar nicht seit Beginn der Pandemie. Und so landeten kleinere Gedanken eher auf Twitter, als dass sie hier zu long forms entwickelt worden wären.
Dennoch habe ich natürlich nicht vor, den Blog aufzugeben – die Veröffentlichungsfrequenz wird vorerst wohl auf einem etwas gemächlicheren Niveau verbleiben, die Themenbreite und Art von Beiträgen möchte ich aber beibehalten. Und wer weiß – wenn AgriScape richtig Fahrt aufgenommen hat, kann ich vielleicht häufiger Gastbeiträge der anderen Gruppenmitglieder veröffentlichen. Immerhin sind wir da ab Februar zu fünft. Meine Forschung wird auch wieder Fahrt aufnehmen, nachdem ich in letzter Zeit vor allem damit beschäftigt war (und noch eine Weile sein werde), „Altlasten“ abzuarbeiten, damit ich künftig genug Zeit für AgriScape habe. Ich hoffe also, dass ich bald mehr Gedanken aus und um meine eigene Forschung herum zu bieten habe.
In jedem Fall ist dieses Jahr sehr viel passiert, das mit meiner Forschung irgendwie zu tun hat. Dazu gehören der Ukraine-Krieg, der die Spannungen im Bereich der Agrarumweltpolitik verschärft hat; die kürzlich endlich beschlossene neue GAP; der weitgehend als gescheitert angesehene Klimagipfel in Ägypten; der gerade frisch abgeschlossene und möglicherweise als Erfolg zu verbuchende Biodiversitätsgipfel in Montréal mit dem nun verankerten Ziel, bis 2030 30% der Erde unter Schutz zu stellen. Diese und viele kleinere Ereignisse gilt es nun zu verdauen und im kommenden Jahr einzuordnen, sei es durch eigene oder Gastbeiträge.
À propos Gastbeiträge – dieses Jahr wurde auf Skeptische Ökonomie der erste „richtige“ Gastbeitrag veröffentlicht, nämlich Jens Rommels Gedanken über eine mögliche Option zur Verbesserung des kränkelnden deutschen Wissenschaftssystems. Es war auch einer der meistgelesenen Beiträge des Jahres. More to come, I hope (eine weitere Gastbeitragsidee wurde bereits vage angekündigt, ich warte nun auf Konkretes…).
Schon das zweite Jahr in Folge verdanke ich einen beträchtlichen Schub an Aufrufen Bauer Willi, der ein paar meiner Texte verlinkt und zur Diskussion gestellt hat. Gerade weil wir nicht immer einer Meinung sind – ganz im Gegenteil – freue ich mich über diese Art von Anerkennung. Solche Interaktionen mit oft anders denkenden Praktiker:innen ist übrigens das Wertvollste, was ich an Twitter finde – und was ich nun zu verlieren fürchte. Angesichts des zunehmend meschugge agierenden Tesla-Milliardärs überlege ich zunehmend, meinen aktuell nur als Notlösung eingerichteten Mastodon-Account zu meinem Hauptsprachrohr zu machen. Nur sind auf Mastodon leider kaum Landwirt:innen…
Aber zurück zum Blog. Was wurde am häufigsten gelesen? Hier die Top 5 der dieses Jahr neu veröffentlichten Beiträge (die älteren Dauerbrenner brauchen keine Werbung, sie werden offenbar auch so gelesen):
- Die Grenzen rationaler Argumentation in gesellschaftlichen (und privaten) Debatten
- Wohin mit der Agrarwende?
- Warum Entfristung und Finanzierung aus Drittmitteln in der Wissenschaft kein grundsätzlicher Widerspruch sein müssen [Gastbeitrag von Jens Rommel]
- Förderung von Carbon Farming: Eine sinnvolle Strategie?
- Die Naivität des Verursacherprinzips
Ich muss auch gestehen, dass ich mit diesen Texten vergleichsweise ziemlich zufrieden bin und mich daher umso mehr freue, dass sie gelesen werden. Daher: Vielen Dank an alle Leserinnen und Leser des Blogs! Ich bin immer wieder erstaunt, dass jemand meine Schreibereien lesenswert findet. Man liest sich wieder im neuen Jahr!
