Jahresrückblick 2021

Wie erging es Skeptische Ökonomie im zweiten Pandemie-Jahr?

Kurze Antwort: ganz OK. Der Blog wurde mehr als 15 Tausend Mal aufgerufen – das liegt in Normbereich der letzten Jahre. 19 Beiträge sind im „Berichtzeitraum“ erschienen. Die Zahl der Likes und Kommentare ist hingegen immer weniger aussagekräftig, weil immer mehr Diskussionen meiner Schreibereien auf Twitter stattfinden – oder auf dem Blog von Bauer Willi, dem ich zwei mächtige Klick-Schübe verdanke (hier und da). Bei meinem wohl wichtigsten, sozusagen „programmatischen“ Blog-Beitrag des Jahres bin ich gleich direkt fremdgegangen – dieser erschien bei Progressive Agrarwende (Agrarumweltpolitik in heterogenen Landschaften: die Kunst der Abwägung). Dieser programmatische Beitrag fasst gewissermaßen meine Sicht auf das Spannungsfeld Landwirtschaft–Umweltschutz zusammen, dessen Erforschung im Fokus meiner Arbeit liegt. Dies wird sich in näherer Zukunft auch nicht ändern – und so wird es auf Skeptische Ökonomie auch in Zukunft sehr häufig um verschiedene Aspekte der Agrarumweltpolitik gehen, garniert mit Ausflügen in andere Themenbereiche (von Postwachstum bis Science-Fiction-Literatur).

Eine Sache, die mir dabei – gerade auch im Kontext des Blogs – am Herzen liegt, ist ergebnisoffener Dialog und die Bereitschaft, einander zuzuhören und voneinander zu lernen. Ich für meinen Teil habe ich den letzten Jahren sehr viel über Landwirtschaft gelernt, gerade auch durch Interaktionen und Diskussionen mit Landwirt:innen (hauptsächlich auf Twitter). Dabei wurde mir immer klarer, wie komplex das oben genannte Spannungsfeld ist – was es einerseits zu einem enorm spannenden sozialwissenschaftlichen Forschungsobjekt macht, andererseits aber etwas desillusionierend ist, wenn man als umweltbewegter Bürger sich schnelles und entschlossenes Handeln für mehr Nachhaltigkeit wünscht. Die Dringlichkeit der multiplen Nachhaltigkeitskrisen (insbesondere Klimawandel und Verlust der Biodiversität) macht einen mitunter ungeduldig und taub für Argumente, die einem nicht genehm sind. Man wünschte manchmal, Verständigung mit der „anderen Seite“ irgendwie überspringen zu können, ihre Interessen und Bedenken beiseite wischen zu können. Doch das wird das Problem ziemlich sicher nicht lösen, sondern die Lösung eher schwieriger machen – das gilt für Landwirtschaft genauso wie für andere umweltrelevanten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche. Wenn ich mir daher fürs kommende Jahr (und darüber hinaus) irgendwas wünsche, gerade auch im Hinblick auf die neue Bundesregierung und die mit dem Wechsel einhergehenden Neuerungspotenziale, dann ist es genau dies – Dialog und die Suche nach gemeinsamen Lösungen. Dabei soll es nicht um eine Friede-Freude-Eierkuchen-Suche nach für alle schmerzlosen Lösungen – Nachhaltigkeit wird man nicht erreichen, ohne jemandem zumindest temporär weh zu tun. Aber man sollte zumindest versuchen, die „Schmerzen“ zu minimieren und ihrer Verteilung einen Dialog vorzuschalten, damit sie idealerweise von den Betroffenen als notwendig akzeptiert werden.

Zuletzt noch zu den üblichen Rankings: hier die meistgelesenen Texte, die ich dieses Jahr geschrieben habe:

  1. Das Greenpeace-Dilemma
  2. Was weiß ich schon über Landwirtschaft?
  3. Auch in der Landwirtschaft setzt Sollen Können voraus
  4. Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu ausgewählten landwirtschaftlichen Debatten
  5. Sind wir alle viel zu satt?

Und hier die meistgelesenen Oldies (entspricht genau der Top 3 des letzten Jahres):

  1. Warum es OK ist, Sci-Hub zu nutzen (obwohl es illegal ist)
  2. Logische Konsistenz, moralische Intuition und das Trolley-Problem
  3. Was macht einen guten Wissenschaftler aus?

Vielen Dank an alle Leserinnen und Leser des Blogs! Ich bin immer wieder erstaunt, dass jemand meine Schreibereien lesenswert findet. Man liest sich wieder im neuen Jahr.

Wintereinbruch in Halle, Februar 2021.

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