Investitionsförderung für nachhaltige Landwirtschaft und Quersubventionierung von Großkonzernen

In zwei aktuellen Texten (hier und da) habe ich mich für die verstärkte Nutzung von Investitionsförderung ausgesprochen als einem Instrument, das die Transformation der Landwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit bzw. Multifunktionalität unterstützen kann. Gestern beim Vortrag von Robert Finger (ETH Zürich) am UFZ kam die Diskussion ebenfalls auf Investitionsförderung im Kontext der Nachhaltigkeitspotenziale der Digitalisierung. Dabei ging es unter anderem um die Frage, ob man mit Investitionsförderung nicht am Ende „Agrarmultis“ wie bspw. Bayer quersubventioniert. Und ich habe mich gefragt, ob das schlimm wäre.

Weiterlesen »

Die Herausforderung räumlicher Koordination

Eine auf Biodiversitätsschutz ausgerichtete Agrarumweltpolitik steht vor zwei großen, bisher weitgehend ungelösten Herausforderungen: zum einen ist da die fehlende Sicherung der Dauerhaftigkeit von Maßnahmen, da die Anreize nur begrenzte Laufzeit haben und anschließend wieder rückgängig gemacht werden können (dabei sollte man beachten, dass ein schlichtes Verbot der Rückgängigmachung – wie bspw. bei Hecken – abschreckend und damit kontraproduktiv sein kann; die Sache ist also verzwickt). Damit habe ich mich bereits vor einer Weile im Kontext des Carbon Farming auseinandergesetzt und komme ein andermal nochmal darauf zurück. Heute soll es um die zweite ungelöste Herausforderung gehen, die daraus resultiert, dass Biodiversitätsschutz sehr stark von der Landschaftsstruktur abhängt, die kein einzelner Agrarbetrieb allein im Griff hat. Vielmehr bedarf es hier der räumlichen Koordination.

Weiterlesen »

Transformation und Utopien in einer komplexen Welt

Gesellschaftliche Debatten sind heutzutage voller expliziter Wünsche nach transformativem Wandel. Viele von ihnen betreffen verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit, den generellen Wunsch, die Gesellschaft in einen Zustand zu transformieren, in dem sie ohne fossile Ressourcen auskommt, in dem die Biodiversität nicht mehr schwindet – und in dem es mehr Menschen gleichermaßen gut geht. Mit diesem Wunsch gehen oft mehr oder minder konkrete Vorstellungen einher, wie der erwünschte gesellschaftliche Zustand auszusehen hat – es sind Zukunftsbilder oder Utopien. Die Frage stellt sich: Sind solche Zukunftsbilder sinnvoll oder gar hilfreich?

Weiterlesen »

Good farmer, social identity and meta-preferences

Understanding why farmers act and make decisions the way we observe them to do is at the core of my work. And to advance this understanding, I firmly believe it is imperative to go beyond economics, even though this is formally my disciplinary „home“. This need to look beyond one’s own discipline has been recognized by agricultural and environmental economists for a while. However, due to economics‘ quantitative orientation, we usually turn to psychology when looking for inspiration on how to more richly describe and analyze human behaviour. Even there, we tend to stick to approaches that are easily compatible with economics – especially, the reasoned action approach a.k.a. theory of planned behaviour, which is increasingly popular in agricultural economics. But there is more. There is (way) more in psychology, as demonstrated e.g. by Christian Klöckner’s Comprehensive Action Determination Model (CADM), about which I will definitely write something in the future, as we are planning to use it in AgriScape. But there is also more in other disciplines, e.g. sociology or human geography. It’s just not as amanable to the individual-oriented, quantitative approaches of economics. Anyhow, one of the coolest concepts I have stumbled upon in this literature is the „good farmer“. And today I’m going to show how it links back to an underappreciated economic concept, namely meta-preferences.

Weiterlesen »

Diversität auf dem Acker geht nicht ohne Diversität auf dem Teller

An die Landwirtschaft werden hohe Anforderungen gestellt. Neben ihrer traditionellen Rolle als Quelle von Lebensmitteln soll sie auch Rohstoffe für die Bioökonomie (Bioenergie, Biomaterialien) liefern, zum Biodiversitäts- und Klimaschutz beitragen, die Gewässer sauber halten, Kulturlandschaften erhalten und pflegen. Mit anderen Worten: sie soll multifunktional werden. Und das alles, während sie mit Klimawandelfolgen, insbesondere Trockenheit, zurecht kommen muss. Eine zentrale Rolle spielen hierbei Fruchtfolgen, also die Abfolge verschiedener Pflanzen (Feldfrüchte), die auf einem Acker über die Jahre wachsen. Doch damit die Fruchtfolgen diverser werden können, muss sich das Konsumverhalten ändern.

Weiterlesen »

Von Wachstumsgrenzen, Preissignalen und britischer Kriegswirtschaft

Ulrike Herrmann sorgt in letzter Zeit für Kontroversen mit ihren teils als extrem empfundenen Thesen zur Klimakrise und Wachstumsgrenzen. Kürzlich erschien in den Blättern für deutsche und internationale Politik (die ich abonniere) ein Text von ihr: Raus aus der Wachstumsfalle: Wie wir mit der britischen Kriegswirtschaft die Klimakrise bewältigen können. Der Beitrag basiert auf ihrem kürzlich erschienenen Buch Das Ende des Kapitalismus. Da ich Teile der Diagnose von Frau Herrmann teile, ihren Therapievorschlägen aber nicht viel abgewinnen kann, möchte ich den Blätter-Beitrag etwas näher diskutieren.

Weiterlesen »

Die Naivität des Verursacherprinzips

Auf den ersten Blick erscheint es sehr plausibel: Wer Umweltschäden verursacht, sollte sie auch beseitigen/vermeiden/wiedergutmachen. Anders ausgedrückt: Der Verursacher sollte die Kosten der von ihm verursachten Umweltschäden tragen. Folgerichtig heißt das Verursacherprinzip im Englischen „polluter pays principle“. Doch was auf den ersten Blick plausibel erscheint, ist oft genug weniger plausibel, wenn man es sich näher ansieht. So verhält es sich auch mit dem Verursacherprinzip.

Weiterlesen »

Neue GAP, alte Bodenschutzdefizite

Am 21. Februar war es endlich soweit, mit lediglich zwei Monaten Verspätung: die Bundesregierung reichte bei der Europäischen Kommission ein 1799 Seiten dickes Brett ein, den Strategieplan für die nächste Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2023–2027. In diesem wird die Verteilung der GAP-Fördermittel in Deutschland geregelt. Viel wurde und wird über diesen Strategieplan geschrieben und geregelt. Mein kleiner Beitrag zu dieser Debatte widmet sich der Frage der Berücksichtigung von Bodenschutz in der neuen GAP.

Weiterlesen »