Die böse Gentechnik

Inspiriert durch die Diskussion unter diesem Krautreporter-Text möchte ich noch einmal die Geschütze ausfahren gegen die populäre These „(Grüne) Gentechnik ist böse“. Sie ist in Deutschland bzw. generell in Europa sehr verbreitet, was sie aber noch lange nicht richtig macht. Zudem kommt, dass ich sie bis vor nicht allzu langer Zeit selbst vertrat. Auch das macht sie nicht richtig. Über die Richtigkeit dieser These entscheidet vielmehr der Stand der Wissenschaft bzw. im Falle einiger Argumente auch einfach die Logik. Diese Argumente sind die folgenden:

  1. Fremde Gene: Der Ausgangspunkt der gesamten Debatte sind die „fremden Gene“, die Pflanzen aus verschiedenen Gründen „eingeschleust“ werden. Besondere Empörung ruft die Tatsache hervor, dass die Ursprungsorganismen und die Zielorganismen teilweise nicht einmal zum selben biologischen Reich gehören, wie wenn Gene von Bacillus thuringiensis, einem Bakterium, der DNA der Kulturpflanzen Mais oder Baumwolle hinzugefügt werden. Dazu gibt es zweierlei zu sagen. Erstens, grüne Gentechnik sollte nicht mit Transgenese (also dem „Import“ von Genen anderer Arten) gleichgesetzt werden. Andere Ansätze, wie Cisgenese oder gene silencing sind mindestens ebenso verbreitet und bestehen darin, Gene zwischen verwandten Organismen zu transferieren (Cisgenese) bzw. vorhandene Gene „auszuschalten“ (gene silencing). Von fremden Genen kann, wenn überhaupt, dann nur im Fall der Transgenese die Rede sein. Zweitens, der Begriff fremde Gene ist, genetisch betrachtet, Unsinn. Kein Organismus der Welt weist eine statische, unveränderliche DNA auf – der eigentliche Grund dafür, dass es auf der Welt so viele verschiedene Organismen gibt, sind zufällige Veränderungen im Erbgut, die im Zuge der Evolution zur Entstehung neuer Arten führen. Strukturell unterscheidet sich die DNA von Bakterien nicht von der von Pflanzen oder Tieren – es sind immer die gleichen 4 Basen, verbunden durch die gleichen Zucker- und Phosphatmoleküle. Die Unterschiede betreffen „lediglich“ die Konfiguration der einzelnen Bauteile. Und in diese Konfiguration greift der Mensch seit der neolithischen Revolution bewusst ein. Denn Züchtung durch das Kreuzen verwandter Arten miteinander ist nichts Anderes, als ein trial-and-error-Weg, erwünschte „fremde“ Gene von einer Art zur anderen zu transferieren. Ganz zu schweigen von der im 20. Jahrhundert durchaus populären Mutagenese, die darin besteht, die Mutationsrate des Erbguts künstlich zu beschleunigen, z. B. durch Säurebäder oder Röntgen-Bestrahlung von Pflanzensamen. Im Unterschied zu konventioneller Züchtung sowie Mutagenese ist die Gentechnik inzwischen recht präzise: wir wissen in der Regel, welche ausgewählten Gene an welcher Stelle der Ziel-DNA eingefügt werden. Dies ist bei den anderen beiden Verfahrenstypen nicht der Fall – die Mutagenese ist ein krasses Beispiel, weil in ihrem Zuge deutliche Veränderungen in der DNA entstehen können, über die wir erstmal nichts wissen. Aber auch die konventionelle Züchtung resultiert in DNA-Verschneidungen, deren Einzelheiten wir nicht kennen. Oft wird dagegen argumentiert, dass die Wirkungen der DNA-Veränderungen durch konventionelle Züchtung für den Zielorganismus „natürlicher“ sind, sodass die Wahrscheinlichkeit problematischer Wechselwirkungen in den inneren Prozessen des betreffenden Organismus gering ist. Dies ist ebenfalls mindestens zweifelhaft, da konventionelle Züchtung zu viel weiter reichenden Veränderungen des Erbgutes führt, wodurch die Menge möglicher (erwünschter wie unerwünschter) Wechselwirkungen viel größer ist als im Falle der Gentechnik. Und getestet muss das Ergebnis in beiden Fällen, weil auch die konventionellen Züchter bei den meisten Versuchen nicht die erwünschten Ergebnisse erzielen. Gentechnische Verfahren erbringen auch schneller Resultate, wodurch die Cisgenese inzwischen eine ernstzunehmende Alternative zum Kreuzen darstellt.
  2. Erhöhter Pestizid-Einsatz: Viele Argumente gegen Gentechnik richten sich eigentlich gegen konkrete GM-Pflanzen. So z. B. die Behauptung, die Einführung von GM-Pflanzen führe zu erhöhtem Pestizid-Einsatz. Sie enthält ein Körnchen Wahrheit, aber sogar bezogen auf den konkreten Fall (RoundUp Ready) reicht das nicht, um ein überzeugendes Argument aufzubauen. Zunächst also: das Pestizid-Argument trifft v. a. eine der zwei mit Abstand verbreitetsten Gruppen von kommerziellen GM-Pflanzen, die sog. RoundUp-Ready-Pflanzen. Es gilt auf jeden Fall nicht für bt-Mais oder bt-Baumwolle, weil diese Sorten ihren Schädlingsschutz „eingebaut“ bekommen, anstatt nur gegen „externen“ Schutz resistent gemacht zu werden. RoundUp-Ready-Pflanzen sind bekanntlich resistent gegen das Totalherbizid Glyphosat, Hauptbestandteil des berühmt-berüchtigten Monsanto-Präparats RoundUp. Dieses wird normalerweise vor der Aussaat verwendet, um Unkraut zu vernichten. Zudem muss das Feld in der Regel umgepflügt werden. Mit RoundUp Ready wird die Sache aus Sicht des Landwirts etwas einfacher – er/sie kann jederzeit und gezielt nach Bedarf spritzen, ohne sich um die Anbaupflanze zu sorgen, und muss nicht pflügen. Eigentlich sollte dies zu weniger Glyphosat-Einsatz führen, da man sich besser nach dem tatsächlichen Bedarf richten kann. Tatsächlich werden aber in Gebieten, wo RoundUp-Ready-Pflanzen angebaut werden, erhöhte Einsatzmengen von Glyphosat festgestellt. Gleichwohl sinkt der Einsatz anderer Herbizide, unter denen Glyphosat als relativ unbedenklich gilt, weil es durch seine Wirkungsweise nur Pflanzen schädigen kann und vergleichsweise schnell im Boden abgebaut wird. Es ist auch nicht so, dass RoundUp Ready dazu verleitet, ungebremst zu spritzen – bei diesem häufig anzutreffenden Argument wird vergessen, dass das Pestizid Geld und dessen Ausbringung Aufwand kostet, sodass sein Einsatz im Gleichgewicht mit dem tatsächlichen Einfluss auf die Erträge sein dürfte. So weit zu RoundUp Ready, einer ganz bestimmten Sorte von GM-Pflanzen. Bereits bei dem zweiten verbreiteten kommerziellen Typ, den bt-Pflanzen, wird offensichtlich, dass der Einfluss auf die Pestizid-Menge negativ sein muss. Das bt-Gen führt dazu, dass die Pflanze ein Gift aussondert, was den Einsatz von Insektiziden weitgehend überflüssig macht. Das mehr-Pestizide-Argument gilt also, wenn überhaupt, dann nur für bestimmte GM-Sorten, und ist damit als Argument gegen Gentechnik im Allgemeinen nicht legitim.
  3. Schädlings-Resistenz: Der Schutz durch RoundUp oder das bt-Gift hält natürlich nur, solange Schädlinge/Unkräuter keine Resistenzen entwickeln. Dass sie es in Realität tun, wird oft als ein Argument gegen Gentechnik vorgebracht. Dabei hat dieses Argument zwei große Schwachstellen. Zum einen entwickeln Schädlingen gegen jede Art ihrer Bekämpfung Resistenzen. Ob es sich dabei um chemische Bekämpfung, Mischkulturen oder die sog. Biokontrolle handelt, ist unerheblich. Es gehört zum Wesen der Evolution, dass selektive Mechanismen (wie Schädlings-/Unkrautbekämpfung) die Durchsetzung von Mutationen begünstigen, die diese Mechanismen „umgehen“. Daran lässt sich grundsätzlich nichts ändern, weder durch Gentechnik noch durch irgendeine andere Strategie. Was man aber durchaus tun kann, ist: den Schädlingen/Unkräutern die Anpassung schwer machen. Und damit kommen wir zur zweiten Schwachstelle des Resistenz-Arguments: wie schnell sich Resistenzen entwickeln, liegt v. a. an den landwirtschaftlichen Praktiken. In Monokulturen sind sie wahrscheinlicher. Sie sind ebenfalls wahrscheinlicher beim übertriebenen Einsatz von Pestiziden. Gentechnisch veränderte Pflanzen bieten einen zusätzlichen Weg, mit Schädlingen und Unkräutern klarzukommen – aber sie befreien einen nicht davon, weitere Mittel zu verwenden, in einer möglichst sinnvollen Kombination. Auch dieses Argument ist also eigentlich gegen bestimmte Arten von landwirtschaftlichen Praktiken gerichtet, nicht gegen eine bestimmte Art von Saatgut.
  4. Negative Auswirkungen auf non-target-Arten: Die meisten dürften davon gehört haben, dass bt-Mais angeblich schädlich für Marienkäfer ist. Abgesehen von Zweifeln bezüglich der Sinnhaftigkeit der in den betreffenden Studien gewählten Ansätze (v. a. in Bezug auf die den untersuchten Tieren zugeführten Mengen des betreffenden Gifts – „die Dosis macht das Gift“ -, die oft mit den Realitäten in freier Wildbahn nichts zu tun hatten), gibt es ein starkes Plausibilitätsargument. Es ist nämlich so, dass tote bt-Bakterien die Grundlage eines der wenigen auch in der Bio-Landwirtschaft zugelassenen Pestizide bilden. Dieses Pestizid wird seit Jahrzehnten verwendet, negative Konsequenzen für Arten, die nicht als Schädlinge Ziel der Behandlung sind, wurden nicht festgestellt. Wieso sollte genau das gleiche Gift plötzlich schädlich werden, nur weil es von der Pflanze selbst ausgesondert und nicht über sie gespritzt wird? Und das ausgerechnet beim Selbstbestäuber Mais, der für Insekten kaum von Interesse ist (außer Schädlingen natürlich)?
  5. Verdrängung von wilden Arten: Oft wird befürchtet, dass gentechnisch modifizierte Pflanzen sich in benachbarten natürlichen Ökosystemen ausbreiten könnten bzw. dass die ihnen eingefügten Gene in wilde Arten eingekreut oder durch natürliche Gentransfers „eingeschleust“ werden könnten. Doch ist das eine reale Gefahr? Kulturpflanzen, gentechnisch modifiziert oder nicht, sind das Ergebnis jahrhundertelanger Züchtungsprozesse außerhalb natürlicher Ökosysteme. Die Ziele der Züchter sind und waren Geschmack, Größe, Nährstoffgehalt, Aussehen – nicht die Überlebensfähigkeit in der Natur. Das ist auch der Grund, wieso Landwirtschaft so schwierig und unsicher ist – Kulturpflanzen sind auf den Menschen angewiesen, ohne sein Dazutun werden sie extrem schnell von Wildpflanzen verdrängt. In der Zeit, die vergangen ist, seit ihre Entwicklungslinien vom Menschen getrennt wurden (z. B. zwischen Teosinte und Mais – siehe Bild rechts), waren die wilden Cousins unserer Kulturpflanzen ganz anderen Arten von Selektionsdruck ausgesetzt – solchen, auf die Kulturpflanzen keine Antworten haben. Was bringt eine RoundUp-Resistenz in der freien Wildbahn? Oder sogar ein Gift gegen den Maiszünsler, wenn dieser nur einer von vielen Faktoren ist, die unserer Pflanze zusetzen? Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine beliebige Kulturpflanze in einem relevanten Ausmaß in natürlichen Ökosystemen behaupten könnte, ist verschwindend gering. Natürlich wäre es auch möglich, dass sich eine GM-Kulturpflanze mit ihrem wilden Cousin kreuzt und die Gene so in die Natur gelangen. Gleiches könnte infolge von natürlichen, meistens von Viren verursachten Gentransfers passieren (wobei hier keine GM-Pflanze notwendig wäre, der Transfer könnte auch direkt zwischen, sagen wir mal, bt-Bakterien und Wildgräsern erfolgen). Obwohl dieses Szenario nicht auszuschließen ist, ist es dennoch ziemlich unwahrscheinlich, weil Kulturpflanzen sich nicht so einfach mit wilden Pflanzen kreuzen lassen und die relativ kurzen relevanten „fremden“ Gensequenzen unter den eingekreuzten sein müssten. Außerdem handelt es sich ja, wie bereits erwähnt, um Gene, die Pflanzen vor allem in landwirtschaftlichen Kontexten Vorteile verschaffen – in natürlichen Ökosystemen hingegen kaum. Es ist also kaum wahrscheinlicher, dass GM-Pflanzen in diesem Kontext zu einem Problem werden, als es bei konventionellen Züchtungen der Fall ist.
  6. Monokulturen und industrielle Landwirtschaft: Oft hangeln sich GM-Gegner entlang der folgenden (vermeintlich) logischen Kette: 1. Industrielle Landwirtschaft mit Monokulturen, hohem Maschineneinsatz etc. ist schlecht. 2. Gentechnisch modifizierte Pflanzen finden vor allem in derart industriellen Kontexten den Einsatz. Zudem werden sie hauptsächlich von den großen Agrarmultis Monsanto, Syngenta, DuPont, Bayer und BASF entwickelt und vertrieben, die ebenfalls schlecht/böse sind. 3. Folgerichtig ist grüne Gentechnik schlecht/böse. Diese Kette beschreibt eine zweistufige Korrelation. Doch ist diese Korrelation kein Kausalzusammenhang! Selbst für die konkreten kommerziellen GM-Pflanzen (bt und RoundUp Ready) ist es für mich nicht ersichtlich, wieso sie in Monokulturen und industriellen Kontexten angebaut werden müssten. Ganz abgesehen davon, dass dieser Zusammenhang als Argument gegen Gentechnik allgemein, und nicht gegen diese konkreten Sorten verwendet wird! Hier gilt vielmehr ein ähnliches Gegenargument wie das, was ich unter Punkt 3 geschrieben habe – Saatgut, dass biotechnologisch erzeugt wurde, erzwingt nicht grundsätzlich eine bestimmte Anbauweise (außer vielleicht RoundUp Ready, wobei auch hier nicht alles vollständig prädeterminiert ist). In ihrem äußerst spannenden Buch Tomorrow’s Table zeigt das Ehepaar Pamela Ronald (Genetikerin) und Raoul Adamchak (Bio-Landwirt), wie grüne Gentechnik und Bio-Landwirtschaft sich sinnvoll ergänzen können, weil Letztere eben nicht für alles eine „nicht-technologische“ Lösung hat. Einen Kausalzusammenhang zwischen Gentechnik und industrieller Landwirtschaft gibt es nicht.
  7. Abhängigkeit der Bauern: Das letzte Argument gegen Gentechnik, das ich an dieser Stelle kurz kommentieren möchte, deutet darauf hin, dass GM-Saatgut Bauern von Agrarkonzernen abhängig macht. Dieses Argument ist gleich in mehrer Hinsicht fehlerhaft. Zum einen setzt es, mal wieder, ein Gleichheitszeichen zwischen Gentechnik und Monsanto & Co. Zweitens, es übersieht, dass Bauern oft auch von Saatgutkonzernen abhängig sind, ohne dass sie GM-Pflanzen anbauen – das Problem sind also Saatgutkonzerne, nicht Gentechnik. Drittens ist das Argument recht paternalistisch. Es suggeriert nämlich, dass die unwissenden Bauern sich Gentechnik aufschwatzen lassen, und dann erst merken, dass es für sie schlecht war. Zudem lernen andere Bauern nicht aus den Fehlern ihrer Nachbarn und begehen den Fehler wieder (und wieder, und wieder…) – anders sind zumindest die kontinuierlich steigenden Anbauraten von z. B. bt-Baumwolle in Indien nicht zu erklären. Nur die Gentechnik-Gegner wissen, was für die Bauern gut ist und können sie vor den Agrarmultis retten. Mit einer solchen Argumentation kann ich wenig anfangen.

Bevor ich zusammenfasse, eine Sache vorweg: ich unterstelle Gentechnik-Gegnern nicht, dass sie dumm oder böswillig sind, oder dass sie zu Verschwörungstheorien tendieren. Auf Grundlage meiner eigenen Geschichte – ich war noch vor 3 Jahren entschiedener Gegner grüner Gentechnik – würde ich sagen, dass es sich in den meisten Fällen um Unwissen, durchaus begründetes Misstrauen gegenüber Agrarmultis und mangelnde Bereitschaft, ins eigene Weltbild passende Behauptungen zu hinterfragen, handeln dürfte. Alles keine großen Verbrechen, aber dennoch problematisch.

Mit den oben angeführten Argumenten möchte ich gezeigt haben, dass grüne Gentechnik entgegen weit verbreiteter Meinung eben nicht böse ist. Ich begrüße nicht die mit ihr oft verbundenen landwirtschaftlichen Praktiken, finde aber, dass zwischen den beiden kein logischer Zusammenhang besteht. Gentechnik hat bereits heute hier und da positive Auswirkungen, könnte aber wirklich nützlich werden, wenn man sie verbinden würde mit Anbautechniken, die man sonst aus der Bio-Landwirtschaft kennt – ganz im Sinne der Autoren des oben erwähnten Tomorrow’s Table. Dazu müsste sich aber erst einmal die oft irrationale Wahrnehmung der Gentechnik in der Öffentlichkeit ändern. Ich hoffe, mit meinem Text einen kleinen Beitrag dazu geleistet haben.

DISCLAIMER: Ich habe nichts mit der Saatgut- noch mit der Biotech-Industrie zu tun. Es wurde mir keine übermäßig hohe Anfälligkeit gegen Chemtrails bescheinigt. Ich kaufe fast ausschließlich Bio-Lebensmittel (und würde GM-Bio kaufen, wenn es welches gäbe). Ich habe einige Freunde bei Greenpeace, keine bei Bayer/Monsanto/Syngenta/BASF, noch nicht mal bei der EFSA. Ich bin ein Gegner des TTIP-Abkommens.

Wenn all das meine Unbefangenheit nicht beweist, dann weiß ich’s auch nicht.

2 Gedanken zu “Die böse Gentechnik

  1. Bin im Grunde auf deiner Seite ich kann grüne Gentechnik nicht per se ablehnen. Allerdings gestehe ich anderen zu dies zu tun und diese Position muss unbedingt respektiert werden, unabhängig davon wie ich deren Argumente bewerte. Was gute Argumente sind muss jeder für sich selbst entscheiden. Generell denke ich aber das es ein Problem ist, dass die „Saatgutkonzerne“ eben versuchen alles mit(Gen-) Technik zu lösen, während andere (Gen-)Technik per se ablehnen. Da Technik eigentlich instrumentell sein sollte (Mittel zum Zweck) muss sie in Hinblick auf ihren Zweck oder philosophischer, ihren Sinn, hinterfragt und nicht zum Maßstab gemacht werden.

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    • Allerdings gestehe ich anderen zu dies zu tun und diese Position muss unbedingt respektiert werden, unabhängig davon wie ich deren Argumente bewerte.

      Diese Einstellung verstehe ich nicht. Entweder jemand hat überzeugende Argumente für seine Position oder er hat sie nicht. Würdest du das gleiche Prinzip bei Klimawandelleugnern anwenden? Oder bei Leuten, die denken, dass Bio grundsätzlich Betrug ist? Oder bei solchen, die Windräder als Verschandelung der Landschaft und wegen des angeblichen Infraschalls ablehnen? Chemtrails für eine reale Gefahr halten?

      Ich würde mir niemals das Recht nehmen, solche Meinungen zu verbieten oder auch nur anders als verbal zu bekämpfen. Meine Respektbereitschaft hat aber ihre Grenzen. Wenn jemand trotz eindeutig nicht konsistenter bzw. falscher Argumente weiter auf seiner Position beharrt, hat meinen Respekt nicht.

      Was gute Argumente sind muss jeder für sich selbst entscheiden.

      Das ist ganz schön krasser Relativismus. Natürlich gibt es Aspekte, die nicht objektiv bewertet werden können (z. B. ab welcher Wahrscheinlichkeit, dass etwas Schlimmes passiert, das Risiko den Nutzen überwiegt). Aber das heißt nicht, dass alle Argumente so sind – auf die meisten trifft dies nicht zu. Faktenargumente sind nicht subjektiv zu bewerten, „jeder für sich“, weil sie objektive Aussagen zulassen – was gleichzeitig bedeutet, dass abweichende Aussagen schlicht und einfach falsch sind.

      das es ein Problem ist, dass die “Saatgutkonzerne” eben versuchen alles mit(Gen-) Technik zu lösen

      Auch hier würde ich dir widersprechen. Das Problem ist, dass die Gesellschaft und die Politik das versuchen. Von den Saatgutkonzernen kannst du nicht anderes erwarten. Gentechnik ist aus ihrer Sicht ein Weg, ihre Produkte besser/effizienter zu machen. Und dies ist ihre Daseinsberechtigung. Ich will damit nicht sagen, dass Unternehmen keinerlei gesellschaftliche Verantwortung tragen – aber man sollte es mit den Forderungen an sie auch nicht übertreiben.

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