Man könnte sagen, es ist die Gretchen-Frage der Postwachstums-/degrowth-Bewegung: wie hat sie es mit dem Kapitalismus? Da diese Bewegung in sich äußerst heterogen ist, sind auch die Antworten sehr unterschiedlich. Da gibt es marxistisch angehauchte Aktivisten, oft Lateinamerikaner, die den Kapitalismus strikt ablehnen, z.B. unter der Fahne des Post-Extraktivismus. Andere scheuen die Begebung in die seichten Gewässer der (Anti-)Kapitalismus-Debatten und halten sich bezüglich der Gretchen-Frage explizit zurück (so z.B. Tim Jackson). Und es gibt sicherlich auch welche, die Kapitalismus und Postwachstum für vereinbar halten, auch wenn ich persönlich noch keinem über den Weg gelaufen bin. Aber: ist diese Frage überhaupt relevant? Und wie lautet denn die Antwort auf sie?Weiterlesen »
Schlagwort: Postwachstum
Und der Fortschritt schreitet fort…
Der Fortschritt ist wie eine Herde Schweine […] eine Herde Schweine, die auf dem ganzen Gehöft herumlaufen. Aus der Existenz dieser Herde ergeben sich verschiedene Vorteile. Es gibt Schinken. Es gibt Wurst, es gibt Speck, es gibt Eisbein in Aspik. Kurzum, Nutzen! Und da braucht man nicht die Nase zu rümpfen, dass alles vollgeschissen ist.
Zwerg Yarpen Zigrin in Andrzej Sapkowskis Die Dame vom See
Die sozialen Dilemmata des Umweltschutzes
Theoretisch wissen wir (fast) alle, dass wir uns mitten in einer schleichenden Umweltkrise befinden: Klimawandel, Biodiversitätsschwund, Trinkwasserknappheit, zerstörerische Ressourcengewinnung, wachsende Müllberge an Land wie in den Meeren sowie Luft- und Bodenverschmutzung sind in aller Munde. Theoretisch wissen wir ebenfalls, was zu tun ist: Änderung der derzeitigen Konsumkultur, Regionalisierung von Produktionsprozessen, Umstieg auf erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe, weniger Verschwendung auf Produktions- wie Konsumseite, technologische und institutionelle Innovationen zur Minderung von Abfallmengen, Steigerung von Recycling-Quoten. Da einige der oben genannten Umweltprobleme globaler Natur sind (allen voran, aber mitnichten nur der Klimawandel), bedarf es auch globaler Lösungen, z.B. in Form von internationalen Abkommen. Soweit die Theorie. In der Praxis scheitert Umweltschutz auf allen Ebenen: internationale Verträge werden nicht abgeschlossen, nationale Gesetzgebungen sind unzureichend, und was die individuelle Ebene anbetrifft, ist es geradezu bezeichnend, dass gerade die überdurchschnittlich umweltbewussten „bildungsnahen“ Bevölkerungsschichten die größten ökologischen Rucksäcke mit sich herumschleppen. Warum ist das so? In der Ökonomie – bzw., konkreter, in der Spieltheorie und Institutionenökonomik – gibt es für dieses Phänomen einen sehr passenden Begriff: soziale Dilemmata.Weiterlesen »
Einige Kontroversen zur Weihnachtszeit
Um das Weihnachtsloch zu überbrücken, bemüht man oft diverse best-of-Listen. Im ähnlichen Sinne möchte ich heute meine Meinung(en) zu ein paar kontroversen Themen zusammenfassen, über die ich auf dem Vorgänger dieses Blogs geschrieben habe. Gleichzeitig wäre damit die „ideologische Ausrichtung“1 des Letzteren skizziert, was vielleicht dem einen oder anderen Leser die Orientierung erleichtert.Weiterlesen »
Was Friedrich August von Hayek und Niko Paech gemeinsam haben
Es gibt zwei Hauptfelder, in denen sich Ökonomen austoben dürfen: Modellbildung, um die Wirtschaftswelt zu beschreiben und zu verstehen. Und Instrumentenbildung, um bestimmte Missstände in dieser zu beseitigen. In die zweite Kategorien gehören solche Konzepte wie Steuern, Emissionshandelssysteme, Payments for Ecosystem Services, Subventionen etc. Doch funktionieren diese Instrumente sehr oft nicht so, wie sie sollten. Teilweise liegt es daran, dass ihre Entwickler bestimmte wichtige Faktoren ignoriert haben, z.B., weil sie von einem zu einfachen Modell menschlichen Handelns ausgegangen sind. Oft genug liegt es aber daran, dass die Instrumente nicht so implementiert werden, wie es ihre Entwickler wollten. Oder sie werden gar nicht erst implementiert, obwohl sie durchaus in der Lage wären, die betreffenden Probleme zu lösen. Beides wird dann gern den Ökonomen in die Schuhe gelegt. Unberechtigterweise.Weiterlesen »
Bevölkerungs(Post-)wachstum
I = PAT.
Diese simple Formel spiegelt das wider, was oft abwertend als Neomalthusianismus bezeichnet wird. Der (negative) Einfluss des Menschen auf die Biosphäre (impact, I) berechnet sich aus der Bevölkerungszahl (population, P), dem durchschnittlichen Wohlstandsniveau (affluence, A) sowie der durchschnittlichen Ressourcenintensität der Produktion von Waren und Dienstleistungen (technology, T). Da wir wissen, dass die Weltbevölkerung unaufhaltsam wächst, und dass der materielle Wohlstand in China, Indien, Brasilien und anderen bevölkerungsreichen Ländern ebenfalls wächst, sieht es für die Biosphäre schlecht aus. Oder?Weiterlesen »