10 Jahre Blogschreiberei

WordPress hat mir kürzlich mitgeteilt, dass ich seit nunmehr 10 Jahren einen Blog schreibe. Und da ich zwar zwei Beiträge schon länger in Vorbereitung habe, aber nicht dazu komme, sie (fertig) zu schreiben, dachte ich mir, ich feiere das mal kurz mit ein paar Zahlen und Eindrücken.

Ich habe Ende September 2010 begonnen, einen Blog zu schreiben – damals noch auf Englisch und anonym. Ich war zu dem Zeitpunkt noch ein sorgloser Studi, kurz vor Abschluss meines Bachelor-Studiums der Interkulturellen Europa- und Amerikastudien (Schwerpunkte Russland und Südosteuropa) mit Wirtschaftswissenschaften im Nebenfach. An Letzteren hatte ich im Laufe des Studiums begonnen, Gefallen zu gewinnen. Zu Beginn des Studiums hatte ich mich für dieses Nebenfach nur entschieden, weil es mir „aussichtsreicher“ (im Hinblick auf den Arbeitsmarkt) erschien als die Alternativen – und als mein Hauptfach. Dass es zu dem Umdenken kam, lag übrigens weniger am Studium selbst, und mehr an der Lektüre von Amartya Sens Development as Freedom (sowie zahlreichen weiteren Büchern, u. a. von Joseph Stiglitz und Herman Daly).

Anyway, in der Zwischenzeit sind offenbar 10 Jahre vergangen; ich bin mit dem Studium (Bachelor 2010, Master – in VWL – 2013) fertig geworden, habe promoviert (2017) und bin richtig tief in die Wissenschaft eingesunken. Entsprechend hat sich meine Schreiberei gewandelt – am Anfang noch eine recht oberflächliche, mitunter naive Kritik der Ökonomik (mit starkem Fokus auf Postwachstum und Klima), später mit immer mehr Schwerpunkt auf ökonomischer Bewertung, dem Thema meiner Masterarbeit und Promotion, inzwischen dominiert durch mein „täglich Brot“, die Agrarumweltpolitik (und das, wie ich hoffe, mit etwas mehr Tiefe als noch 2010). Außerdem wechselte ich den Blog und die Sprache – aus The Sceptical Economist wurde im Dezember 2014 Skeptische Ökonomie.

Auf Skeptische Ökonomie sind bisher 196 Beiträge erschienen, Tendenz abnehmend (das Leben als pendelnder Post-doc/Familienvater lässt nur wenig zu; zudem macht Twitter dem Blog manchmal Konkurrenz). Diese wurden etwa 60 Tausend Mal aufgerufen (auch hier: Tendenz abnehmend). Dazu kommen 259 Beiträge auf The Sceptical Economist, mit 183 Tausend Aufrufen (Tendenz stark abnehmend). Kommentare halten sich inzwischen im vernachlässigbaren Bereich (teilweise haben sie sich auch in die Twitter-Welt verlagert).

Nichtsdestotrotz halte ich die Blogschreiberei weiterhin für eine gute Sache – mal als Versuch, die eigenen vermeintlich wissenschaftlichen Erkenntnisse zu kommunizieren (#WissKomm), mal, um neue halbgare Gedanken auszuformulieren und zur Diskussion zu stellen, dann wiederum, um einfach mal den Frust (z. B. über das deutsche Wissenschaftssystem) loszuwerden. Ich genieße es auch, hin und wieder Blogs Anderer zu lesen – sei es Manu Saunders’ Ecology is not a dirty word, Sebastian Lakners Lakners Kommentare, Agrarpolitik der „Agrarökonomie und Agrarpolitik“-Gruppe um Robert Finger von der ETH oder Johannes Timaeus’ BioKultur. Ich warte immer noch darauf, dass meine geschätzten Kollegen Sebastian Strunz und Chad Baum sich endlich dazu durchringen, ebenfalls mit dem Blogschreiben anzufangen.

Zuletzt gebührt meinen wenigen treuen Leser*innen ein Dank, dass ihr euch diese im Schnitt ca. 1000 Wörter hier mehr oder weniger regelmäßig antut: dzięki! Ich habe über die Jahre ein paar überraschend positive und ermunternde Worte über die Qualität meiner Schreibereien gehört, für die ich sehr dankbar bin. Trotz der sinkenden Beitragshäufigkeit und den folgerichtig sinkenden Aufrufzahlen habe ich vor, weiterzumachen und mit meinen halbgaren Gedanken weiterhin zur Unübersichtlichkeit des Internets beizutragen.

6 Gedanken zu “10 Jahre Blogschreiberei

  1. Hey Bartosz, Glückwunsch zum Jubiläum, lieber etwas weniger aber konstanter bloggen.
    Ist auf jeden Fall eine gute Ergänzung zum stringenteren wissenschaftlichen Schreiben.

    Manchmal, wie du sagst ist dabei auch Halbgares, aber das sollte jeder Wissen, der sich im Netz bewegt. Bloggen ist eine Form der „Schreibenden Auseinandersetzung mit der Welt“, gewissermaßen, oder so ähnlich 😉

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